BCCI

Die Bank of Credit and Commerce International (BCCI) war eine 1972 von dem pakistanischem Finanzier Agha Hasan Abedi gegründete internationale Großbank. Sie wurde aufgrund ihrer Verwicklung in verschiedene Verbrechen auch ‚BANK OF CROOKS AND CRIMINALS‘ (BANK DER GAUNER UND KRIMINELLEN) genannt. Die Bank war in Luxemburg registriert und hatte ihre Hauptsitze in Karachi und London. Ein Jahrzehnt nach ihrer Eröffnung verfügte die BCCI über mehr als 400 Filialen in 78 Ländern und ein Vermögen von über 20 Milliarden US-Dollar und war damit die siebtgrößte Privatbank der Welt.[¹]

Ermittler in den Vereinigten Staaten und Großbritannien stellten fest, dass die BCCI „absichtlich gegründet wurde, um eine zentralisierte regulatorische Überprüfung zu vermeiden, und in großem Umfang in Ländern operierte, in denen das Bankgeheimnis gilt. Ihre Angelegenheiten waren außerordentlich komplex. Die Angestellten waren hochentwickelte internationale Bankiers, deren offensichtliches Ziel es war, ihre Angelegenheiten geheim zu halten, Betrug in großem Umfang zu begehen und einer Entdeckung zu entgehen.“[²]

Zeitleiste

  • *1972: Gründung der Bank durch Agha Hasan Abedi. Die BCCI wurde mit einem Kapital gegründet, das zu 25 % von der Bank of America und zu 75 % von Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan, dem Herrscher von Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten, stammte.
  • *1973: 19 Filialen in 5 Ländern
  • *1974: 27 Filialen
  • *1976: 108 Filialen (das Vermögen ist von 200 Millionen US-Dollar auf 1,6 Milliarden US-Dollar angestiegen)
  • *1980: mehr als 150 Filialen in 46 Ländern. Das Vermögen ist auf über 4 Milliarden US-Dollar angestiegen.
  • *1982: 15 Investoren aus dem Nahen Osten kaufen Financial General Bankshares, eine große Bankholdinggesellschaft mit Sitz in Washington, D.C. Alle Anleger waren Kunden der BCCI, aber die Fed erhielt die Zusicherung, dass die BCCI in keiner Weise in die Verwaltung des Unternehmens involviert sein würde, das in First American Bankshares umbenannt wurde. Um die Bedenken der Regulierungsbehörden zu zerstreuen, wurde Clark Clifford, Berater von fünf Präsidenten, zum Vorsitzenden von First American ernannt.
  • *1985: Im Oktober 1985 ordneten die Bank von England und das Monetary Institute of Luxembourg (die luxemburgische Bankenaufsichtsbehörde) an, dass die BCCI in einen einzigen Buchhalter umgewandelt werden sollte, da sie über die gemeldeten Verluste der BCCI auf den Rohstoff- und Finanzmärkten beunruhigt waren.
  • *1986: Eine verdeckte Operation des US-Zolls unter der Leitung von Special Agent Robert Mazur infitriert die Privatkundenabteilung der Bank in Tampa, Florida, und deckt ihre aktive Rolle bei der Erlangung von Einlagen von Drogenhändlern und Geldwäschern auf.[³]
  • *1987: Price Waterhouse wird zum alleinigen Buchhalter der Bank ernannt.
  • *1990: Eine Prüfung der BCCI durch Price Waterhouse deckt einen unerklärlichen Verlust von Hunderten von Millionen Dollar auf.
  • *1991: Im März 1991 beauftragte die Bank of England Price Waterhouse mit der Durchführung einer Untersuchung. Am 24. Juni 1991 legte Price Waterhouse unter dem Decknamen „Sandstorm“ für BCCI den Sandstorm-Bericht vor, aus dem hervorging, dass die BCCI an „weit verbreiteten Betrügereien und Manipulationen“ beteiligt war, die es schwierig, wenn nicht gar unmöglich machten, die Finanzgeschichte der BCCI zu rekonstruieren.
  • *1992: Im Jahr 1992 wurden die US-Senatoren John Kerry und Hank Brown die Mitverfasser eines Berichts über die BCCI, der dem Ausschuss für auswärtige Beziehungen vorgelegt wurde (Report to the Committee on Foreign Relations United States Senate).

Schlüsselfiguren

Khalid bin Mahfouz
Osama bin Laden
Abdullah Salim Bahamdan
Sami Mubarak Baarma
James A. Baker III
George H.W. Bush
President George W. Bush
Frank C. Carlucci

Middle East Capital Group (MECG)
Binladin Group
Saudi National Commercial Bank
Harken Energy Corp.
Investcorp.

Investigativ-Recherchen

Danny Casolaro war dem Geldwäsche-Konglomerat auf der Spur. Er arbeitete an einem Project namens „The Octopus[doesn’t exist]„. Kurz vor Abschluss seiner Recherchen wurde er geselbstmordet.
Mark Lombardi hat in einem seiner Bilder die kriminellen Verflechtungen offengelegt. Auch er überlebte das nicht.

Quellen und weiterführende Hinweise

[¹] BCCI (en.wikipedia)
[²] PDF-Version des Reports „…to the Committee on Foreign Relations“(Quelle: us.archive.org)

Dieses Dokument vom Dezember 1992 ist der vorletzte Entwurf des Berichts des Auswärtigen Ausschusses des Senats zur BCCI-Affäre. Nach der Veröffentlichung durch den Ausschuss drängte Senator Hank Brown, angeblich auf Geheiß von Henry Kissinger, auf die Streichung einiger Passagen, insbesondere in Kapitel 20 über „BCCI und Kissinger Associates“. Infolgedessen weicht die endgültige gedruckte Fassung des Berichts, wie sie von der Government Printing Office veröffentlicht wurde, geringfügig von der unten dargestellten digitalen Fassung des Ausschusses ab.

[³] The Express Tribune Pakistan: Robert Mazur: Der Mann hinter dem Niedergang der größten kommerziellen Errungenschaft eines Pakistaners (archive.org)
[³³][³⁴][³⁵][³⁶][³⁷][³⁸][³⁹][⁴⁰]

Report to the Committee on Foreign Relations United States Senate (archive.org)
Von „Spook Air“ bis zum „Lolita Express“: Die Entstehung und Entwicklung der Beziehung zwischen Jeffrey Epstein und Bill Clinton

Orlandi, Emanuela

Manuela Orlandi war ein Mädchen mit Vatikanischer[doesn’t exist] Staatsangehörigkeit. Ihre Familie stand seit fast einem Jahrhundert im Dienste des Vatikans. Sie verschwand am am Mittwoch dem 22. Juni 1983 spurlos. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens war sie 15 Jahre alt. Sie lernte an einer Musikschule in Rom das Flöte-Spielen.

Der Tag der Entführung

Emanuela Orlandi

An jenem Mittwoch waren Emanuelas Eltern nach Fiumicino gefahren. Sie wollten sich dort mit Verwandten treffen, um mit ihnen sie zu Mittag essen. Am Abend wollten sie wieder zu Hause sein.[¹]
Kurz nach 16:00 Uhr verließ Emanuela den Vatikan um sich auf den Weg in dei Musikschule zu machen. Auf dem Corso Rinascimento wurde sie von den zwei Polizisten Alfredo Sambuco und Bruno Bosco gesehen, die vor dem Sitz des italienischen Senats Dienst taten. Später wird Sambuco aussagen, dass er das Mädchen von der Piazza delle Cinque Lune her kommen sah und dass das Mädchen stehen blieb und sich mit einem eleganten Dreißigjährigen unterhielt der aus einem grünen BMW gestiegen war.[²]
Gegen 19:00 Uhr rief sie zu Hause ihre Schwester Frederica an und erzählte ihr, dass sie  von einem Unbekannten ein Jobangebot bekommen hätte. Für eine Vergütung von 375000 Lire sollte sie auf einer Schönheitzsmesse Produkte von der Kosmetikfirma Avon verkaufen. Die letzte, die sie lebend sah, war die Schülerin Raffaella Monzi, die ihr etwa eine halbe Stunde beim Warten auf den Unbekannten Gesellschaft leistete. Am nächsten Morgen rief die älteste Schwester Natalina beim Amt für öffentliche Sicherheit des Vatikans an und meldete das Verschwinden Emanuelas.[³]

Verschiedene Theorien

Dokumentation

Entführung aus dem Vatikan: Der Fall Emanuela Orlandi (Quelle ZDF)

Quellen

[¹] Corrado Augias: Die Geheimnisse des Vatikan: Eine andere Geschichte der Papststadt. C.H.Beck, 2011, S. 362
[²] Corrado Augias: Die Geheimnisse des Vatikan: Eine andere Geschichte der Papststadt. C.H.Beck, 2011, S. 363
[³] Corrado Augias: Die Geheimnisse des Vatikan: Eine andere Geschichte der Papststadt. C.H.Beck, 2011, S. 364

Hinweise

emanuelaorlandi.it, Errinnerungsseite des Bruders von Emanuela: Pietro ORLANDI

↑ ISGP.nl: die umfangreichste Recherche zu Netzwerken des Kinderhandels

Stichwörter

  1. Vatikan
  2. Kindesentführung
  3. Verschwörung

Tornay, Cédric

Cédric Tornay

Cédric Tornay, geb. 24. Juli 1974, starb am 4. Mai 1998 im Vatikan[doesn’t exist]. Er war Mitglied der Schweizer Garde und in dieser Funktion Teil der Garde, die den Vatikan bewacht. Ihm wird der Mord an Alois Estermann, dem Kommandeur der Schweizer Garde und dessen Ehefrau Gladys Meza zur Last gelegt. Danach soll er sich mit der gleichen Waffe selbst gerichtet haben. Zehn Stunden vor der Tat war Alois Estermann vom Papst zum 31. Kommandanten der Schweizer Garde ernannt worden. Eine interne Untersuchung im Vatikan kam zu dem Schluss, das C.Tornay Estermann deswegen umgebracht hat, weil er bei einer ihm zustehenden Auszeichnung übergangen worden war.

Offizieller Tathergang

C.Tornay klingelte an der Wohnung der Estermanns, wurde von seiner Frau eingelassen und hat zuerst Estermann mit zwei Schüssen in Gesicht und Brust getötet, danach seine Frau mit einem Schuss in die Schulter. Zum Schluss richtete er sich selbst mit einem Schuss in den Mund. Sein Motiv sei gekränkte Eitelkeit und Mangel an Anerkennung. Die Leichen wurden gegen 21:00 Uhr von Nachbarn entdeckt.

Gian Luigi Marrone, Untersuchungsrichter des Vatikans, leitete die Ermittlungen. Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls sagte, der Vatikan werde seine eigene Untersuchung durchführen, ohne die Hilfe der italienischen Justiz anzufordern.[¹]

Wenige Minuten nach Mitternacht erklärte Navarro-Valls, der Unteroffizier Tornay hat in „einem Anfall von Wahnsinn“ die Kontrolle über sich verloren und aus lauter Hass auf Estermann diesen umgebracht. Man habe einen Abschiedsdbrief gefunden und in seiner Unterkunft Zigarettenstummel mit Haschisch, die darauf schließen lassen, dass Tornay ein Drogenproblem gehabt habe.

Theorien

Der Journalist John Follain behauptet in seinem Buch „City of Secrets“ („Stadt der Geheimnisse“), Estermann sei homosexuell gewesen und musste Gladys Meza heiraten, um Kommandant der Schweizer Garde werden zu können. Estermann habe eine Beziehung mit Tornay gehabt und ihn regelmäßig schikaniert und gedemütigt.[²]

Eine Gruppe namens „Discepoli di Verità“ geht in ihrem Buch „Ihr habt getötet“ davon aus, dass sich im Vatikan zwei verfeindete Gruppen gegenüberstehen, nämlich ein Ableger der Freimaurerloge P2 und die Organisation Opus Dei, die beide um die Vorherrschaft im vatikan kämpfen. Ein professioneller Killer habe demnach die Estermanns erschossen und C.Tornay musste als Sündenbock sterben.[³]

Folgende Erreignisse

Der frühere Kommandant der Schweizer Garde, Roland Buchs, hat nach der Ermordung seines Nachfolgers Alois Estermann wieder die Führung der Vatikanwache übernommen.[⁴] Am 2. Juni 1998 das Amt dem Luzerner Pius Segmüller übertragen.

Der Vatikan reicht verschiedene Versionen des Abschiedsbriefes von Cédric Tornay an die Presse weiter, die nicht mit der „Ur-Version“, die Muguette Baudat, der Mutter Tornays, vom Vatikan erhalten hat. Diese Ur-Version ist von Graphologen als Fälschung bezeichnet worden.

Quellen

[¹] Archiv der Rhein-Zeitung, 06.05.1998, Mord aus gekränkter Eitelkeit
[²] Der Standart, 17.01.2003, 20:19: Schweizer Gardist war schwul
[³] Discepoli di Verità: Ihr habt getötet. Aufbau Taschenbuchverlag ATV, 2004, Klappentext
[⁴]Archiv der Rhein-Zeitung, 06.05.1998, Nach der Tragödie im Vatikan dauern Ermittlungen noch an: Erste Zweifel am Tatmotiv

Hinweise

↑ Erinnerungsseite der Mutter, Muguette Baudat : www.cedric-tornay-memorial.org
Untersuchungsbericht der Schweizer Garde als PDF
↑ Interview mit der Mutter von C.Tornay: Muguette Baudat «Ich kämpfe nicht gegen den Vatikan, ich kämpfe für die Wahrheit»