Der große Terror

(in Bearbeitung)

UdSSR 1937-1938, Säuberungsaktion, der mindestens 1,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Etwa die Hälfte von ihnen wurde hingerichtet. Allerdings ist dieser repressive Terror gegen die eigene Bevölkerung kein Alleinstellungsmerkmal des damaligen Stalin-Regimes. Während der französischen Revolution wurde durch durch Robespierre und die Jakobiner ähnlich gegen Widersacher und Feinde der herrschenden Doktrin vorgegangen.

Memorial Krasnojarsk teilt diese Säuberungsaktion in 4 aufeinander folgende Phasen [¹]:

  1. Oktober 1936 – Februar 1937: Umgestaltung der Sicherheitsorgane, Planung der Säuberungsmaßnahmen gegen alle potentiell aufmüpfigen Elemente unter den Eliten in Militär,  Verwaltung und des Parteiapparates
  2. März 1937 – Juni 1937: Verabschiedung von Gesetzen zur totalen Vernichtung aller unliebsamen Elemente der Gesellschaft, wie Kulaken, Verrätern, Saboteuren und Agenten (jeder konnte dazu erklärt werden), auch in den eigenen Reihen (die Revolution frisst ihre Kinder…)
  3. Juli 1937 – Oktober 1938: Ausweitung der Massenrepressionen und Sippenhaft gegen Angehörige von zu Vaterlandsverrätern erklärten Individuen
  4. November 1938 – 1939: Zurückfahren der Massenrepressionen, Freilassung von Gefangenen, Vernichtung Jeschows (Chef des NKWD) ) und seiner getreuen Kader

Ziele der organisierten Säuberungen

Stalin und Dimitrov, 1936
Stalin und Dimitrov, Zwei Architekten des großen Terrors

Es ist umstritten bzw. nicht abschließend geklärt, warum der große Terror initiiert worden ist. Die einen denken, es lag an Stalins Verfolgungswahn, andere wiederum gehen davon aus, dass die russische Gesellschaft von asozialen Elementen gereinigt werden sollte. Des weiteren kann man annehmen, dass die beschlossene Zentralisierung, die gewaltsame Industrialisierung, die Enteignungen der Kulaken und die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft nicht ohne Widerstand über die Bühne gehen würden. Um dem entgegen zu wirken, wurden sozusagen alle potentiell entgegengesetzten Kräfte prophylaktisch ausgeschaltet. Außerdem ließen sich auf diese Weise leicht Nebenbuhler, Konkurrenten und im Weg stehende Personen denunzieren. Wahrscheinlich sind die Ursachen eine Mischung aus allem.

Einen guten Grund, um mit diesen Repressionen zu beginnen, lieferte Stalin der Mord an den Ersten Sekretär der Leningrader Parteiorganisation Sergei Kirow. Später behauptete Nikita Chruschtschow, Stalin sei in die Tat verwickelt gewesen. Das ist nicht erwiesen, würde aber passen. Zitat Wikipedia:

Dieser, so die Vermutung in vielen älteren Biografien, sei erbost gewesen über das Ergebnis, das Kirow auf dem Parteitag von 1934, dem „Parteitag der Sieger“, erzielt habe. Kirow habe nur wenige der geheim abgegebenen Gegenstimmen erhalten, während auf Stalin und einige seiner engsten Getreuen jeweils über hundert Gegenstimmen entfielen. Aufgrund dieses überraschenden Resultats, das Stalin auf dem Delegiertentreffen nicht habe veröffentlichen, sondern fälschen lassen, sei sein Entschluss gereift, die „alte Garde“ der Bolschewiki endgültig zu beseitigen.

Methoden

Die Trojkas
Lubjanka, Sitz des NKWD
Lubjanka, Sitz des NKWD

Am 30. Juli 1937 erging der Befehl Nr. 00447 des NKWD „Über die Repression ehemaliger Kulaken, Krimineller und anderer anti-sowjetischer Elemente“. Die Trojkas waren aus drei Leuten bestehende Standgerichte, die jeden, den sie irgendeines Vergehens beschuldigten, sofort und ohne Berufung erschießen konnten. Sie setzten sich aus dem örtlichen Vertreter des NKWD, dem Staatsanwalt der betreffenden Region und dem regionalen Parteisekretär zusammen. Es versteht sich von selbst, dass das der Denunziation und persönlicher Willkür Tür und Tor geöffnet hat. Jede missliebige Person lief Gefahr, vor so ein Standgericht gestellt zu werden.

Schauprozesse

In den Schauprozessen wurden vorrangig ehemalige Gefolgsleute und Trotzkisten öffentlich vorgeführt, die man als Volksschädlinge, Spione, Saboteure und Verschwörer hinstellte. Selbst Kader aus dem NKWD waren nicht davor gefeit, vor so ein Tribunal gestellt zu werden. Man denke nur an Jagoda, Jeschow oder altgediente Angehörige der roten Armee.

Quellen und weiterführende Hinweise

[¹] „Der Große Terror“: 1937-1938 . Kurz-Chronik, Memorial Krasnojarsk
[²]

↑ Andrew M. Lobaczewski: Political Ponerology, A Science on the Nature of Evil Adjusted for Political Purposes. Verlag Red Pill Press, Canada. 2006
↑ Eugen Ruge: Metropol. Roman. Rowohlt Verlag 2019, ISBN 9783498001230

Stichwörter

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The Guardian: Von Gedankenkontrolle zum Mord? Wie ein tödlicher Sturz die dunkelsten Geheimnisse der CIA enthüllte

Übersetzung des Artikels im Guardian vom 06. September 2019 im Rahmen der Reihe „Die lange Lektüre„.

Frank Olson starb 1953, aber aufgrund geheimer Experimente der US-Regierung dauerte es Jahrzehnte, bis seine Familie der Wahrheit näher kam. Von Stephen Kinzer

Hoch über der Seventh Avenue in Manhattan zerbrach Glas an einem kalten Novembermorgen 1953 vor Sonnenaufgang. Sekunden später prallte eine Leiche auf den Bürgersteig. Jimmy, der Portier des Statler Hotels, war für einen Moment fassungslos. Dann drehte er sich um und rannte in die Hotellobby. „Wir haben einen Springer!“ er schrie. „Wir haben einen Springer!“

Der Nachtmanager spähte durch die Dunkelheit an seinem riesigenHotel hinauf. Nach ein paar Augenblicken entdeckte er einen Vorhang, der durch ein offenes Fenster flatterte. Es stellte sich heraus, dass es sich um Raum 1018A handelte. Auf der Registrierungskarte standen zwei Namen: Frank Olson und Robert Lashbrook.

Mit gezogenen Waffen betraten Polizisten den Raum 1018A . Sie sahen niemanden. Das Fenster war offen. Sie stießen die Tür zum Badezimmer auf und fanden Lashbrook auf der Toilette sitzend, den Kopf in den Händen. Er habe geschlafen, sagte er, und „ich habe ein Geräusch gehört und bin dann aufgewacht.“

„Der Mann, der aus dem Fenster sprang, wie heißt er?“ fragte ein Beamter.

„Olson“, kam die Antwort. „Frank Olson.“

„In all meinen Jahren in der Hotellerie“, erinnerte sich der Nachtmanager später, „hatte ich nie einen Fall erlebt, in dem jemand mitten in der Nacht aufstand, in Unterwäsche durch ein dunkles Zimmer lief, zwei Betten auswich und durch ein geschlossenes Fenster mit Jalousie und zugezogenen Vorhängen sprang.“

Der Nachtmanager verließ die Polizeibeamten, kehrte in die Lobby zurück und fragte die Telefonistin einer Ahnung folgend, ob in letzter Zeit irgendwelche Anrufe aus Zimmer 1018A getätigt worden seien. „Ja“, antwortete sie – und sie hatte gelauscht, keine ungewöhnliche Praxis in einer Zeit, in der Hoteltelefonate über eine Telefonzentrale geleitet wurden. Jemand in dem Raum hatte eine Nummer auf Long Island angerufen, die Dr. Harold Abramson gehörte, einem angesehenen Arzt, weniger bekannt als LSD-Experte und einer der medizinischen Mitarbeiter der CIA.

„Nun, er ist weg“, hatte der Anrufer gesagt. Abramson antwortete: „So ein Pech.“

Für die ersten Polizisten am Tatort schien dies eine weitere menschliche Tragödie zu sein, die sie oft sahen: Ein betrübter oder verzweifelter Mann hatte sich das Leben genommen. Sie konnten nicht wissen, dass der Tote und der Überlebende Wissenschaftler waren, die an der Leitung eines der am höchsten eingestuften Geheimdienstprogramme der US-Regierung beteiligt waren.

Früh am nächsten Morgen fuhr einer von Olsons engen Kollegen nach Maryland, um der Familie des Toten die schreckliche Nachricht zu überbringen. Er erzählte Alice Olson und ihren drei Kindern, dass Frank aus einem Hotelfenster „gefallen oder gesprungen“ sei. Natürlich waren sie schockiert, aber sie hatten keine andere Wahl, als zu akzeptieren, was man ihnen erzählte. Alice erhob keine Einwände, als ihnen gesagt wurde, dass Familienmitglieder den Körper ihres Mannes angesichts des Zustands des Körpers nicht sehen sollten. Die Beerdigung fand mit geschlossenem Sarg statt. Hier könnte der Fall beendet sein.

Jahrzehnte später jedoch werfen spektakuläre Enthüllungen Olsons Tod in ein völlig neues Licht. Zunächst gab die CIA zu, dass Olsons Kollegen ihn kurz vor seinem Tod in einen Rückzusortg gelockt und ihn ohne sein Wissen LSD gegeben hatten. Dann stellte sich heraus, dass Olson davon gesprochen hatte, die CIA zu verlassen – und seiner Frau erzählte, er habe „einen schrecklichen Fehler“ begangen. Langsam tauchte eine Gegenerzählung auf: Olson war von seiner Arbeit verstört und wollte aufhören, was dazu führte, dass seine Kameraden ihn als Sicherheitsrisiko betrachteten. All dies führte ihn in den Raum 1018A.

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Savile, Jimmy

Jimmy Savile, Quelle: AP
Jimmy Savile, Quelle: AP

James Wilson Vincent „Jimmy“ Savile OBE, Träger des Gregoriusordens, (* 31. Oktober 1926 in Leeds; † 29. Oktober 2011 in Leeds) war ein hochgeachtetes und mit Orden reich dekoriertes Mitglied der britischen High Society. Er war unter anderem Discjockey bei Radio Luxemburg und Moderator bei der BBC. Dort moderierte er die Hitparaden-Sendung Top of the Pops. Durch sein charitatives Engagement war es ihm möglich, in diversen Krankenhäusern Tag und Nacht ein- und auszugehen, ohne kontrolliert zu werden. Das nutzte er dazu, zahlreiche Menschen jeden Alters sexuell zu mißbrauchen. Es gab von Anfang an Anzeigen von Patienten an das Personal, die aber nicht ernst genommen wurden.

Ermittlungen

Die ersten Verdachte und Ermittlungen gegen Savile gab es schon Mitte der 50’er Jahre. Damals besaß er ein Tanzlokal. [¹]

Die Perversitäten des Herrn Savile

Jimmy Savile, Quelle: BBC, via Dailymail
Jimmy Savile, Quelle: BBC, via Dailymail

Herr Savile hatte sehr breit gefächerte erotische Vorlieben. Er trieb es z.B. im Krankenhaus mit Toten und prahlte vor Angestellten damit herum. Desweiteren entnahm er den Leichen Glasaugen und ließ sich daraus Ringe anfertigen.[²]

Die Rolle der BBC

Die BBC verhinderte eine kritische Reportage zu den Vorgängen um Savile im eigenen Haus.[³]

Quellen und weiterführende Hinweise

[¹] Timeline beim Guardian, Jimmy Savile: timeline of his sexual abuse and its uncovering, vom 26.06.2014
[²] Dailymail, Jimmy Savile got rape victim, 16, PREGNANT and told her to threaten suicide if she was denied an abortion , vom 26.06.2014
[³] The Guardian, Jimmy Savile: Newsnight editor blocked airing of sexual assault story, vom 01.10.2012
[⁴]
[⁵]

↑ Timeline beim Guardian, Jimmy Savile: timeline of his sexual abuse and its uncovering, vom 26.06.2014
Liste von Krankenhäusern, in denen Savile sein Unwesen getrieben hat

Stichwörter

  1. Vertuschung durch die BBC

Andauernde Kriegshetze in den Öffentlich-Rechtlichen

Ja genau. Das sind die, die wir bezahlen müssen, dass sie uns manipulieren können. Seit Monaten werden wir mit der Hetze gegen die syrische Regierung bombadiert. Wo bleibt eigentlich die ausgewogene Berichterstattung, die zu garantieren wir zum Zahlen verdonnert sind? Libyen[doesn’t exist] ist in die Demokratie gebombt. Nun ist der nächste dran. Die Vorgehensweise ist die Gleiche, wie im Falle Libyens, des Iraks, des Kosovo, Serbiens … Haben wir Syrien endlich „demokratisiert“, d.h. überfallen und dem Erdboden gleichgemacht, dann ist der Iran dran. Den kriegen wir auch noch. Die Konferenz der Kriegsindustrie und -treiber ist vorbei. Man sei entsetzt über das Veto Russland und Chinas gegen die Syrien-Resolution der UNO[doesn’t exist]. A pro po: die kommen auch noch dran. Behindern den Weltfrieden durch ihre Vetos. Da muss man doch was machen. Können wir uns doch nicht gefallen lassen. Klauen uns die ganzen Bodenschätze in Afrika weg. tssss…

Spätestens seit den Jugoslawien-Kriegen ist die UNO ist zum moralischen Legitimator der NATO[doesn’t exist]-Kriege verkommen. Kleine retorische Frage am Rande: wer hat das Sagen in der NATO? Wie manipuliert wird, um die Bevölkerung der „westlichen Wertegemeinschaft“ auf Kurs zu bringen, kann man z.B. hier nachlesen.

Wer sich zumindest auch über andere Sichtweisen (u.a. über Syrien und Libyen) informieren möchte, der schaue hier nach:
Hinter der Fichte
Voltaire-net
einartysken
Rick Rozoff
globalresearch.ca/de
syrianews.cc

Die USA und ihr weltweiter Kreuzzug

Und wieder wurde ein souveränes Land durch die „westliche Wertegemeinschaft“ in die „Demokratie“ gebombt, mit unabsehbaren Folgen für die Zivilbevölkerung. Und mit Hilfe des Kriegslegitimations-Organs UNO[doesn’t exist]. Der Literatur-Nobelpreisträger von 2005 Harold Pinter (R.I.P.) hatte dazu eine eindeutige Meinung. In seiner Ansprache anlässlich der Verleihung brachte er es auf den Punkt. [1] Zitat:

Wie jeder der hier Anwesenden weiß, lautete die Rechtfertigung für die Invasion des Irak, Saddam Hussein verfüge über ein hoch gefährliches Arsenal an Massenvernichtungswaffen, von denen einige binnen 45 Minuten abgefeuert werden könnten, mit verheerender Wirkung. Man versicherte uns, dies sei wahr. Es war nicht die Wahrheit. Man erzählte uns, der Irak unterhalte Beziehungen zu al-Qaida und trage Mitverantwortung für die Gräuel in New York am 11. September 2001. Man versicherte uns, dies sei wahr. Es war nicht die Wahrheit. Man erzählte uns, der Irak bedrohe die Sicherheit der Welt. Man versicherte uns es sei wahr. Es war nicht die Wahrheit.

Die Wahrheit sieht völlig anders aus. Die Wahrheit hat damit zu tun, wie die Vereinigten Staaten ihre Rolle in der Welt auffassen und wie sie sie verkörpern wollen.

Doch bevor ich auf die Gegenwart zurückkomme, möchte ich einen Blick auf die jüngste Vergangenheit werfen; damit meine ich die Außenpolitik der Vereinigten Staaten seit dem Ende des 2. Weltkriegs. Ich glaube, wir sind dazu verpflichtet, diesen Zeitraum zumindest einer gewissen, wenn auch begrenzten Prüfung zu unterziehen, mehr erlaubt hier die Zeit nicht.

Jeder weiß, was in der Sowjetunion und in ganz Osteuropa während der Nachkriegszeit passierte: die systematische Brutalität, die weit verbreiteten Gräueltaten, die rücksichtslose Unterdrückung eigenständigen Denkens. All dies ist ausführlich dokumentiert und belegt worden.

Aber ich behaupte hier, dass die Verbrechen der USA im selben Zeitraum nur oberflächlich protokolliert, geschweige denn dokumentiert, geschweige denn eingestanden, geschweige denn überhaupt als Verbrechen wahrgenommen worden sind. Ich glaube, dass dies benannt werden muss, und dass die Wahrheit beträchtlichen Einfluss darauf hat, wo die Welt jetzt steht. Trotz gewisser Beschränkungen durch die Existenz der Sowjetunion, machte die weltweite Vorgehensweise der Vereinigten Staaten ihre Überzeugung deutlich, für ihr Handeln völlig freie Hand zu besitzen.

Und weiter unten:

Die direkte Invasion eines souveränen Staates war eigentlich nie die bevorzugte Methode der Vereinigten Staaten. Vorwiegend haben sie den von ihnen sogenannten „Low Intensity Conflict“ favorisiert. „Low Intensity Conflict“ bedeutet, dass tausende von Menschen sterben aber langsamer als würde man sie auf einen Schlag mit einer Bombe auslöschen. Es bedeutet, dass man das Herz des Landes infiziert, dass man eine bösartige Wucherung in Gang setzt und zuschaut wie der Faulbrand erblüht. Ist die Bevölkerung unterjocht worden oder totgeprügelt es läuft auf dasselbe hinaus und sitzen die eigenen Freunde, das Militär und die großen Kapitalgesellschaften, bequem am Schalthebel, tritt man vor die Kamera und sagt, die Demokratie habe sich behauptet. Das war in den Jahren, auf die ich mich hier beziehe, gang und gäbe in der Außenpolitik der USA.

… Politische Sprache, so wie Politiker sie gebrauchen, wagt sich auf keines dieser Gebiete, weil die Mehrheit der Politiker, nach den uns vorliegenden Beweisen, an der Wahrheit kein Interesse hat sondern nur an der Macht und am Erhalt dieser Macht. Damit diese Macht erhalten bleibt, ist es unabdingbar, dass die Menschen unwissend bleiben, dass sie in Unkenntnis der Wahrheit leben, sogar der Wahrheit ihres eigenen Lebens. Es umgibt uns deshalb ein weitverzweigtes Lügengespinst, von dem wir uns nähren.

Was ist aus unserem sittlichen Empfinden geworden? Hatten wir je eines? Was bedeuten diese Worte? Stehen sie für einen heutzutage äußerst selten gebrauchten Begriff – Gewissen? Ein Gewissen nicht nur hinsichtlich unseres eigenen Tuns sondern auch hinsichtlich unserer gemeinsamen Verantwortung für das Tun anderer? Ist all das tot? Nehmen wir Guantanamo Bay. Hunderte von Menschen, seit über drei Jahren ohne Anklage in Haft, ohne gesetzliche Vertretung oder ordentlichen Prozess, im Prinzip für immer inhaftiert. Diese absolut rechtswidrige Situation existiert trotz der Genfer Konvention weiter. Die sogenannte „internationale Gemeinschaft“ toleriert sie nicht nur, sondern verschwendet auch so gut wie keinen Gedanken daran. Diese kriminelle Ungeheuerlichkeit begeht ein Land, das sich selbst zum „Anführer der freien Welt“ erklärt. Denken wir an die Menschen in Guantanamo Bay? Was berichten die Medien über sie? Sie tauchen gelegentlich auf – eine kleine Notiz auf Seite sechs. Sie wurden in ein Niemandsland geschickt, aus dem sie womöglich nie mehr zurückkehren. Gegenwärtig sind viele im Hungerstreik, werden zwangsernährt, darunter auch britische Bürger. Zwangsernährung ist kein schöner Vorgang. Weder Beruhigungsmittel noch Betäubung. Man bekommt durch die Nase einen Schlauch in den Hals gesteckt. Man spuckt Blut. Das ist Folter. Was hat der britische Außenminister dazu gesagt? Nichts. Was hat der britische Premierminister dazu gesagt? Nichts. Warum nicht? Weil die Vereinigten Staaten gesagt haben: Kritik an unserem Vorgehen in Guantanamo Bay stellt einen feindseligen Akt dar. Ihr seid entweder für uns oder gegen uns. Also hält Blair den Mund.

Die Invasion des Irak war ein Banditenakt, ein Akt von unverhohlenem Staatsterrorismus, der die absolute Verachtung des Prinzips von internationalem Recht demonstrierte. Die Invasion war ein willkürlicher Militäreinsatz, ausgelöst durch einen ganzen Berg von Lügen und die üble Manipulation der Medien und somit der Öffentlichkeit; ein Akt zur Konsolidierung der militärischen und ökonomischen Kontrolle Amerikas im mittleren Osten unter der Maske der Befreiung, letztes Mittel, nachdem alle anderen Rechtfertigungen sich nicht hatten rechtfertigen lassen. Eine beeindruckende Demonstration einer Militärmacht, die für den Tod und die Verstümmelung abertausender Unschuldiger verantwortlich ist.

Wir haben dem irakischen Volk Folter, Splitterbomben, abgereichertes Uran, zahllose, willkürliche Mordtaten, Elend, Erniedrigung und Tod gebracht und nennen es „dem mittleren Osten Freiheit und Demokratie bringen“.

Quellen:
[1] „Nobel Lecture – Literature 2005„. Nobelprize.org. 6 Sep 2011