CJR: Rückblick auf die Berichterstattung über Trump, Teil 1

Übersetzung einer Artikel-Serie des Columbia Journalism Review Teil 1

30. JANUAR 2023
von Jeff Gerth

Anmerkung der Redaktion
von Kyle Pope (Chefredakteur und Herausgeber des Columbia Journalism Review)

Vor siebeneinhalb Jahren begann der Journalismus einen gequälten Tanz mit Donald Trump, dem Mann, der der fünfundvierzigste Präsident des Landes werden sollte – zuerst wiesen sie ihn ab, dann begrüßten sie ihn als Quelle für Einschaltquoten und Klicks, um dann alles daran zu setzen, Trump als Bedrohung für das Land (auch eine großartige Quelle für Bewertungen und Klicks) zu brandmarken.

Kein Narrativ hat Trumps Beziehungen zur Presse mehr geprägt als Russiagate[doesn’t exist]. Die Geschichte, die neben anderen totemistischen Momenten das Steele-Dossier und den Mueller-Bericht enthielt, führte zu Pulitzer-Preisen sowie zu peinlichen Widerrufen und beschädigten Karrieren. Trump wurde durch die Verfolgung der Russland-Geschichte durch die Presse davon überzeugt, dass jede Art von normaler Beziehung zur Presse unmöglich war.

In den letzten anderthalb Jahren hat CJR die Berichterstattung der amerikanischen Medien über Trump und Russland im Detail untersucht und was dies bedeutet, wenn das Land in einen neuen politischen Zyklus eintritt. Der investigative Reporter Jeff Gerth interviewte Dutzende von Menschen im Mittelpunkt der Geschichte – Redakteure und Reporter, Trump selbst und andere in seinem Umfeld.

Das Ergebnis ist ein enzyklopädischer Blick auf einen der folgenreichsten Momente der amerikanischen Mediengeschichte. Gerths Ergebnisse sind nicht immer schmeichelhaft, weder für die Presse noch für Trump und sein Team. Zweifellos werden sie diskutiert und vielleicht sogar als Munition im anhaltenden Medienkrieg im Land verwendet. Aber sie sind wichtig und einer gründlichen Überlegung wert, da der Wahlkampf um die Präsidentschaft wieder einmal beginnen wird.

EINFÜHRUNG: „ICH HABE FRÜH ERKANNT, DASS ICH ZWEI JOBS HABE“

Das Ende der langen Untersuchung, ob Donald Trump mit Russland konspirierte, kam im Juli 2019, als Robert Mueller III, der Sonderermittler, manchmal sieben schmerzhafte Stunden brauchte, um im Wesentlichen nein zu sagen.

„Heilige Scheiße, Bob Mueller wird das nicht tun“, beschrieb Dean Baquet, damals Chefredakteur der New York Times, den Moment, als den Lesern seiner Zeitung klar wurde, dass Mueller Trumps Sturz nicht verfolgen würde.

Baquet, der kurz nach Abschluss der Zeugenaussage bei einer Bürgerversammlung mit seinen Kollegen sprach, räumte ein, dass die Times durch das Ergebnis von Muellers Ermittlungen „ein kleines bisschen auf dem falschen Fuß erwischt“ worden sei.

Das wäre mehr als eine Untertreibung. Aber weder Baquet noch sein Nachfolger noch einer der Reporter der Zeitung würde so etwas wie eine Obduktion der Trump-Russland-Saga der Zeitung anbieten, im Gegensatz zu der Untersuchung der Times über ihre Berichterstattung vor dem Irakkrieg.

Tatsächlich fügte Baquet hinzu: „Ich denke, wir haben diese Geschichte besser als jeder andere behandelt“ und hatten die Preise, um dies zu beweisen, laut einem von Slate veröffentlichten Tape der Veranstaltung. In einer Erklärung gegenüber CJR hielt die Times weiterhin an ihrer Berichterstattung fest und verwies nicht nur auf die gewonnenen Preise, sondern auch auf die Untermauerung der Berichterstattung der Zeitung durch verschiedene Untersuchungen. Die Zeitung „verfolgte glaubwürdige Behauptungen gründlich, überprüfte die Fakten, redigierte und produzierte schließlich bahnbrechenden Journalismus, der sich immer wieder als wahr erwiesen hat“, heißt es in der Erklärung.

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Schmierfinken im Propaganda-Modus

Unsere Regierungsverlautbarungsorgane suhlen sich (wie so oft) im Propaganda-Modus. Statt die naheliegendste Frage zu stellen, wem ein solcher Sabotage-Akt (man könnte auch Terrorakt sagen) am meisten nutzt, versteigen sie sich zu der Aussage, dass Russland dafür verantwortlich sein könnte … Klar ,ja ne … Die Antwort auf die Frage könnte ja Teile der Bevölkerung verunsichern. Wo waren die Explosionen? Vor Bornholm? War da nicht was? NDR Zitat vom 03.08.2022:

Insgesamt 4.000 US-Soldaten, Hubschrauber-Piloten, Marine-Infanteristen, Ärzte, Strategen sind auf dem Weg nach Osten. Am Mittwochmorgen gegen 6 Uhr hat der Verband die dänische Insel Bornholm bereits passiert, dann schalten die Amerikaner ihre automatischen Schiffs-Identifikations-Systeme (AIS) aus und sind ohne Weiteres nicht mehr zu orten.

Heisig, Kirsten

Jugendrichterin Kirsten Heisig
Kirsten Heisig (© DPA)

Kirsten Heisig, Jugendrichterin in Berlin/ Neukölln (Heinz Buschkowski, ehem. Bürgermeister von Neukölln, wird später sagen, die arabischen Clans haben Neukölln übernommen), wird am Samstag, dem 3. Juli, im Tegeler Forst bei Berlin-Heiligensee an einem Baum erhängt aufgefunden. Am 29. Juni war sie nicht zum Dienst erschienen. Die offizielle Verlautbarung der Staatsanwaltschaft: Selbstmord. Wie immer in offiziell verordneten Selbstmorden ist die investigative Presse gleich mit Doppelleben und Depressionen zur Stelle. [¹]

Sachverhalt

Am 28. Juni 2010 wird sie noch an ihrem Arbeitsplatz im Amtsgericht Tiergarten gesehen. Am nächsten Tag ist sie nicht mehr zum Dienst erschienen. Ab dem 30.Juni wurde nach einer Vermisstenmeldung begonnen, sie zu suchen. Am Samstag, dem 3. Juli, wurde ihre Leiche im Tegeler Forst bei Berlin-Heiligensee an einem Baum erhängt aufgefunden. Zur Strangulation wurde ein Kunststoffseil benutzt.

Justizsenatorin gibt die Stoßrichtung vor

Die Polizei sucht noch, da beeilt sich Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) zu verlautbaren, es gäbe keine Gründe für die Annahme einer Gewalttat, Zitat Focus [²]:

Nach Angaben von Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) gibt es keine Anzeichen für eine Straftat. „Bisher liegen uns solche Hinweise nicht vor“, sagte die Justizsenatorin am Rande der Sitzung des Abgeordnetenhauses. Sie könne das aber nur unter Vorbehalt sagen. Vermutet werde ein persönlicher Hintergrund. Die Suche nach der Richterin sei in vollem Gange. „Ich hoffe sehr, dass Frau Heisig unversehrt gefunden wird“, betonte von der Aue. „Ich schätze sie außerordentlich. Sie ist eine sehr engagierte Richterin.“

Dokumentationen

Tod einer Richterin – Auf den Spuren von Kirsten Heisig – Doku

Ein Film von Nicola Graef und Güner Balci

Die Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig wurde bundesweit bekannt als Initiatorin des Neuköllner Modells in der Strafverfolgung jugendlicher Täter. Dieser Film ist eine Dokumentation zum Tod von Kirsten Heisig, der offiziell als Suizid dargestellt wurde, jedoch trotzdem viele Fragen aufwirft.

Quellen und weiterführende Hinweise

[¹] Welt online: ARD-Dokumentation 10.03.11, Das Doppelleben der Jugendrichterin Kirsten Heisig
[²] Focus Donnerstag, 01.07.2010, 14:58: Kirsten Heisig Neuköllner Jugendrichterin verschwunden
[³]

Arbeitsgruppe Kirsten Heisig, viele ausgearbeitete Infos über die Widersprüche in den offiziellen Verlautbarungen

Stichwörter

  1. Polizeiliche Manipulationen
  2. Verschwörung
  3. Politisch korrekt

Kiesewetter, Michèle

Michèle Kiesewetter (Quelle: BR)

Die Polizeibeamtin Michèle Kiesewetter wurde am 25.04.2007 (22-jährig) bei einer Pause auf der Theresienwiese in Heilbronn durch einen Kopfschuss getötet. Ihr Kollege Martin Arnold erlitt, ebenfalls durch einen Kopfschuss, lebensgefährlichee Verletzungen und lag wochenlang im Koma. Die Täter entwendeten Waffen und Handschellen. Sie wurde am 2. Mai 2007 in ihrem Heimatort Oberweißbach (Thüringen) beigesetzt.

Ermittlungen

Es wurde die Sonderkommision der Polizei „Parkplatz“ gegründet. Jahrelang jagte sie dem „Heilbronner Phantom“ nach. Am 11. Februar 2009 wurden die Untersuchungen durch das LKA BaWü übernommen. Seit dem 11.November führt die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen, da der Mord an Kiesewetter und weitere Morde dem sogenannten NSU zugerechnet werden. Bisher allerdings ohne irgendwelche Beweise, dafür mit allerlei „Pannen“ wie geschredderte Akten und toten Zeugen.

Die Rolle der Presse

Die Systempresse übt sich in Hofberichterstattung und Desinformation, statt zu recherchieren und nachzuhaken, wie es ihre Aufgabe wäre. Einige Beispiele:

T-online vom 09.02.2016
Hofberichterstattung bei T-online. Es gibt keinerlei beweise, dass Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos überhaupt in Heilbronn waren.

Die TAZ vom 13. 9. 2012
TAZ: Im ersten Satz wird behauptet, der NSU hätte Kiesewetter umgebracht.

Quellen und weiterführende Hinweise

[¹]
[²]

NSU-Leaks (Arbeitskreis NSU, geleakte Akten u.a.)
Medienanalyse international zum Komplex Dönermorde / NSU
Friedensblick, Georg Lehle zum Thema NSU

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